Chorzentrum in der Christuskirche/ text

 

Standort: Hannover
Bauherr: Ev.-luth. Kirchengemeinde, Mädchenchor Hannover
Bauzeit: 2014–2015
LP: 2–9
BGF: 862 m²

Chorzentrum in der Christuskirche, Hannover

Mit dem Umbau der Christuskirche, Norddeutschlands größter neugotischer Backsteinkirche, entstand im Zentrum Hannovers ein internationales Chorzentrum.

Die Christuskirche wurde vom hannoverschen Architekten Conrad Wilhelm Hase (1818-1902) als Residenzkirche für Georg V. errichtet. Sie war stilbildend für zahlreiche Kirchbauten in ganz Deutschland. Seit 1980 gilt sie als Baudenkmal von nationaler Bedeutung. In Zukunft wird der neugotische Backsteinbau für eine weitere Besonderheit bekannt sein – für ein deutschlandweit einzigartiges Chorzentrum. Dafür wurde ein Nutzungskonzept entwickelt das wegweisend ist – auch im Hinblick auf die immer wichtiger werdende Frage nach möglichen Umgestaltungen sakraler Gebäude.

Eine holzverkleidete Tribüne befindet sich nun im Kirchenschiff des denkmalgeschützten Sakralbaus. Sie steigt in 15 Stufen vom Fußboden zur Orgelempore auf sechs Metern Höhe und bietet Platz für 300 Zuschauerinnen und Zuschauer. Gleichermaßen kann sie als Bühne verwendet werden. Unter ihr entstand ein zusätzlicher, rund 160 Quadratmeter großer Probenraum, der rund 100 Sängerinnen Platz bietet.

Als multifunktionales Raumelement gedacht, schafft der freistehende Tribünenkörper neue Wahrnehmungen der neugotischen Raumkomposition. Der Kirchenraum wird nicht, wie gewohnt, über die Mittelachse erschlossen, vielmehr werden Besucherinnen und Besucher, die den Bau durch den Haupteingang betreten, links und rechts am Probensaal vorbei geleitet, um so in den kuppelüberspannten Kirchenraum zu gelangen. Der Blick auf Kuppel und Altarraum erschließt sich sukzessive. Ergänzend kann der Bau durch die wiederhergestellten Eingänge der Seitenportale betreten werden. Zur weiteren Klangoptimierung wurden die Kuppeln im Altarbereich noch mit Akustiksegeln ausgestattet.

Der Probenraum unterhalb der Tribüne wird von einer Decke überspannt, die von zweieinhalb auf fünf Meter ansteigt. Seitenwände aus Glaslamellen ermöglichen die Wahrnehmung der Tageslichtverhältnisse und können auf Wunsch geöffnet werden, um vom Hall des darüber liegenden Kirchenraums zu profitieren. Die Raumtemperatur wird unabhängig von den anderen Kirchenräumen geregelt, über eine Lüftungsanlage wird bei Bedarf Frischluft zugeführt. Damit eine ideale Klangqualität eingestellt werden kann, wurden die Wandoberflächen nach akustischen Gesichtspunkten gestaltet.

Links und rechts der Empore wurden in den Turmzimmern vier weitere Übungsräume mit ausgeklügelter Akustik und geräuschloser Klimatechnik eingerichtet. Eine moderne Beleuchtungsanlage sorgt für die passenden Lichtverhältnisse.

Für die Unterstützung des rund 2,1 Millionen Euro teuren Umbaus haben sich zahlreiche Unterstützer gefunden. Neben Stadtkirchenverband, Mädchenchor und Kirchengemeinde, gaben die Wilhelm Hirte Stiftung, Klosterkammer Hannover, Stiftung Niedersachsen, Walter und Charlotte Hamel Stiftung, sowie Rut- und Klaus-Bahlsen-Stiftung stattliche Beträge, das Kultusministerium beteiligte sich an der Ausstattung.

Noch nie haben so viele hannoversche Stiftungen gemeinsam ein Projekt unterstützt. Zukünftig werden die Nordstädter Kirchengemeinde, der Mädchenchor Hannover, sowie Kinder- und Jugendchöre aus aller Welt den Bau mit neuem Leben füllen.