Besucher-/ Veranstaltungszentrum, Ensemble-Evenburg/ text

 

Standort: Leer, Ostfriesland
Wettbewerb: 1. Preis 2014
Auslober: Landkreis Leer
Landschaftsplaner: nsp christoph schonhoff landschaftarchitekten BDA

Besucher- und Veranstaltungszentrum, Ensemble Evenburg, Leer

Das neugotische Schloss Evenburg mit seiner Vorburg und dem Park bilden das Ensemble Evenburg, eines der bedeutendsten Baudenkmale im Landkreis Leer. Der Entwurf für den Erweiterungsbau der Vorburg Evenburg schafft einen Ort, der die historischen Spuren aufnimmt und respektiert. Wir begreifen die historische Anlage als ein Gesamtensemble, das mit der sensiblen Erweiterung wieder zu einer Einheit verschmilzt.

Zugleich interpretiert der Entwurf den historischen Kontext und setzt ein identitätsstiftendes Zeichen, das das Ensemble Evenburg zu einem überregionalen Anziehungspunkt macht. Der große Saal mit seinem ungewöhnlichen Dach wird zu einem unvergesslichen Erlebnis für die Besucherinnen und Besucher und avanciert zugleich zu einem markanten Wahrzeichen im weichen ostfriesischen Landschaftsraum.

Der Erweiterungsbau der Vorburg nimmt Bezug auf den ursprünglichen Ostflügel und stellt die historische Symmetrie um das Rondell wieder her. Die einheitliche Trauf- und Dachgestaltung erscheint als bruchloser Übergang zur vorhandenen Bausubstanz. Zugleich spiegelt die Erweiterung das südliche Rondell nach Norden hin mit einem Vorhof.

Mit dem zusätzlichen Eingangsbereich entsteht eine Adressbildung mit einem attraktiven Sichtbezug auf die gegenüberliegende Kirche. Während der historische Teil der Vorburg mit seiner Nord-Süd-Ausrichtung die Einleitung in den Landschaftspark bildet, schafft die Südfassade der Erweiterung mit ihrem weiten Panoramafenster und dem gläsernen Dach einen direkten Bezug zu der märchenhaften Kulisse des neugotischen Schlosses.

Die teils perforierte, einheitlich hohe Mauer entlang der Straße „Am Schloßpark“ spiegelt die historische Kante mit ihrem Wechselspiel von Gebäuden, Gewächshäusern und Mauerversätzen. Sie definiert den Auftakt zum englischen Landschaftspark, verweist auf die historische Substanz, die einst diese Grenze markierte und ermöglicht den Besucherinnen und Besuchern durch die eingelassenen Gucklöcher immer wieder schöne Einblicke in die Gartenanlage des Schlosses. Die Mauer mündet am Nord-Ost-Ende des Parks (ehem. Gärtnerwohnung) in ein Gärtnereigebäude, das den dramaturgischen Abschluss der Vorburg bildet.

Die historische Bedeutung der ehemaligen Nutzgärten mit den Gewächshäusern, wie sie von Julius Tripp beschrieben wurden, wird durch diese räumliche Verbindung unterstrichen und zugleich neu interpretiert. Die neuen Gärten sind in ihrer Struktur aus dem Kontext der historischen Bebauung entwickelt.

Linear angeordnete Gartenräume erinnern an die Gewächshausbebauung und ermöglichen eine stufenweise bauliche Entwicklung. Die bestehenden Parkwege werden integriert und es entsteht ein räumliches Miteinander zwischen dem Park und den neuen Gärten. Sensible, in den historischen Park und dem Eingangsbereich eingefügte, landschaftsarchitektonische Setzungen, wie die neue Terrasse und die Spielskulptur lassen einen Ort entstehen, der auf die neuen Anforderungen reagiert und das historische Ensemble aus Gebäuden und Parklandschaft in seiner einmaligen Wirkung unterstreicht.